Schutz und Lebensraum für Fledermäuse – Aus alt wird artenreich
- Revitalisierung eines Quellschachtes als Fledermaus-Winterquartier
Im Rahmen eines
ökologisch ausgerichteten Naturschutzprojekts das wir mit fachlicher Unterstützung von
Artenschutz in Franken® umsetzen, wird ein stillgelegter, historischer
Quellschacht umfassend umgestaltet, um einer besonders gefährdeten Tiergruppe –
den heimischen Fledermäusen – ein sicheres und
stabiles Winterquartier zu bieten. Der Umbau dieses ehemaligen technischen Bauwerks
erfolgt unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse der Quartierökologie, Mikroklimaregulierung und
artspezifischer Habitatansprüche.
Fledermäuse (Chiroptera) sind auf
eine Vielzahl unterschiedlicher Quartiere angewiesen.
Während der kalten Jahreszeit ziehen sich viele Arten in unterirdische Winterquartiere (Hibernakel) zurück, in denen konstante Temperaturen zwischen 4 und 9 °C sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit von über 85 % herrschen.
Der ehemalige Quellschacht wird hierzu mit
spezifischen Hang- und Spaltquartieren ausgestattet. Diese schaffen
optimale Bedingungen für eine energiesparende Winterruhe (Torporphase), in der die Tiere ihre Körperfunktionen drastisch herunterfahren.Die
Zugänglichkeit des Schachtes wird durch fledermausfreundliche Flugöffnungen gewährleistet. Gleichzeitig wird der
Innenraum gegen Störungen, Raubfeinde und Witterungseinflüsse geschützt – essenziell, da Störungen im Winterquartier zum vorzeitigen Aufwachen und damit zur
lebensbedrohlichen Erschöpfung der Tiere führen können.
Gestaltung einer artenreichen Offenlandschaft mit BaumquartierenIm direkten Umfeld des Quellschachtes entsteht eine strukturreiche, naturnahe Offenfläche mit hoher Biodiversität. Alte Laubbäume –
insbesondere höhlenreiche Eichen und Buchen – wurden erhalten und gezielt ergänzt. An diesen ökologisch wertvollen Habitatbäumen werden verschiedene
Fledermaus-Sommerquartiere installiert, darunter spezielle Spalten- und Kastentypen, die den
unterschiedlichen Ansprüchen von Quartiergemeinschaften gerecht werden. Diese sogenannten
Wochenstubenquartiere bieten vor allem im Sommer weiblichen Tieren sichere Rückzugsräume zur Jungenaufzucht. Einige Quartiere fungieren zudem als
Übergangs- und Schwärmquartiere während der Reproduktions- und Paarungszeit. Auch
oberirdische Überwinterungsquartiere werden auf dem Gelände installiert werden, auch um die Quartiervielfalt weiter zu erhöhen und zu optimieren. Die angrenzenden Wiesenflächen werden
extensiv gepflegt und als
insektenreiche Jagdhabitate aufgewertet. Dabei kommen Maßnahmen wie Mahdgutübertragung, Staffelmahd und das gezielte
Zulassen von Altgrasstreifen zum Einsatz – wichtige
Nahrungsquellen für insektenfressende Fledermausarten.Gefährdungssituation – warum wir handeln müssenIn Deutschland sind
alle 25 heimischen Fledermausarten nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt (§44 BNatSchG). Dennoch gelten
18 von ihnen laut Roter Liste als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Hauptursachen sind der Verlust geeigneter Quartierstrukturen (Gebäudesanierungen, Baumfällungen), der Rückgang strukturreicher Landschaften sowie die Insektenverarmung infolge intensiver Landwirtschaft und Lichtverschmutzung.
Insbesondere gebäudebewohnende Arten wie die Große Mausohren (Myotis myotis), das Graue Langohr (Plecotus austriacus) oder die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) leiden unter dem Verlust traditioneller Dachböden und Spalten.
Baumhöhlenbewohnende Arten wie die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) oder die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
finden immer seltener geeignete Altbäume in Wirtschaftswäldern oder Siedlungsnähe.
Unsere Maßnahmen setzen genau hier an: durch gezielte Quartierschaffung, Habitataufwertung und langfristige Schutzkonzepte schaffen wir Lebensräume mit Zukunft – kleinräumig, nachhaltig und naturnah.
Ein Projekt mit Wirkung – für Artenvielfalt und UmweltbildungDie Umgestaltung des Quellschachtes zu einem
artenschutzgerechten Winterquartier sowie die Entwicklung der angrenzenden Offenfläche ist ein
wichtiger Baustein im kommunalen Arten- und Habitatmanagement. Neben dem direkten Schutz der Fledermäuse leistet das Projekt
auch einen Beitrag zur Umweltbildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Belange des Artenschutzes.
Infotafeln vor Ort sollen langfristig helfen, Akzeptanz und Verständnis für den Schutz dieser ökologisch bedeutsamen Tiergruppe zu fördern.
Fazit: Aus Verantwortung für die NachtFledermäuse sind faszinierende, aber
hochgradig gefährdete Begleiter unserer Kulturlandschaft. Ihr Schutz ist ein Maßstab für den Zustand unserer Umwelt – und zugleich ein Appell zum Handeln. Die Umgestaltung des alten Quellschachtes und der angrenzenden Fläche zeigt eindrucksvoll, wie technische Relikte der Vergangenheit zu wertvollen Biotopen der Zukunft werden können.
Schützen wir gemeinsam die heimischen Fledermäuse – für die Artenvielfalt, für kommende Generationen, für eine lebendige Nacht.
Wir möchten uns auf diesem Weg bei der
BEATRICE NOLTE STIFTUNG FÜR NATUR- UND UMWELTSCHUTZ, der
Hans Georg Schneider Stiftung, sowie der
Stiftung Unsere Erde für die gewährte Projektunterstützung bedanken.
- Möchten auch Sie uns bei diesem wegweisenden Projekt finanziell unterstützen - kontaktieren Sie uns!
Turmstationen Deutschland e.V.
Stand 18.07.2025